Vom Traum zum Cockpit: Mein Weg

Meine Pilotenausbildung bei Aero Beta:

Der Weg in die Luftfahrt

Ein Beitrag von Tim Walter

Begleiten Sie mich auf meiner aufregenden Reise vom ehemaligen Soldaten zum First Officer auf der Boeing 737. Erfahren Sie, wie die Ausbildung bei Aero Beta mich durch Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und anspruchsvolle Prüfungen geführt hat, und wie ich trotz aller Hürden meinen Traum vom Cockpit verwirklicht habe. Ein inspirierender Blick hinter die Kulissen einer erfolgreichen Pilotenausbildung!

07. Januar 2020

Es ist kurz nach Mittag, als ich endlich den Ausbildungsvertrag von Aero Beta in der Hand hielt. Es ist der Beweis, dass ich meine Neue Reise beginne. Ein neues Abenteuer. Ich hatte keine Ahnung was mich groß erwartet, da mir doch sonst immer mehr oder weniger vorgegeben war, was ich zu tun hatte. 12 Jahre in der Bundeswehr und auf einmal stürzte ich mich in etwas, dass Ende 2018 noch als Hobby mit der Privatpilotenlizenz begann und erstmal mein ganzes erspartes aufbraucht. Eine Ausbildung zum Verkehrsflugzeug-Führer.

Um meine Ausbildung so gut wie Möglich durchzuführen und da meine jetzige Frau das Studium in Nürnberg zeitgleich begann, zogen wir auch in die Metropolstadt Nürnberg um kurze Wege zu haben. In den darauffolgenden Tagen, bekam ich auch einen Zugang zum CAT Learning Kurs und eine Anleitung wie die Themen lernen sollte.

So legte ich freudig los mit „Human Performance and Limitations“ und war überrascht, dass ich mit meinen zu dem Zeitpunkt 32Jahren, erstmal wieder das Lernen, lernen musste. Dennoch machte es sehr viel Spaß und ich war voller Vorfreude was alles während der Ausbildung auf mich wartete.

3 Monate später….

Corona war da und ich dachte nur :“ Was habe ich getan…?“.

Ich bin ehrlich, in den ersten Tagen und Monaten, als die Auswirkungen der Pandemie ihre Folgen zeigen würde, wusste ich nicht was ich tun sollte. Große Airlines stoppten die Ausbildungen Ihrer Piloten, versetzten das vorhandene Personal in den Ruhestand, oder kündigten frei Weg das Arbeitsverhältnis. Prognosen sagten voraus, dass es lange dauern würde, bis sich die Luftfahrt davon erholen würde.

Sollte ich die Ausbildung abbrechen und eine andere Ausbildung mit mehr Zukunft beginnen? Sollte ich lieber studieren? Wie soll ich in Zukunft meinen Unterhalt und meine Familie versorgen? All das prasselte auf mich ein.

Doch nach einem kurzen Tief überlegte ich mir. Wenn jetzt alle aufhören die Ausbildung zu machen und ich sowieso 2-3 Jahre für die Ausbildung brauche, dann bin ich fertig und bereit wenn die Pandemie vorbei ist. Es war eine riskante Wette, doch ich wollte unbedingt ins Cockpit eines Airbus oder einer Boeing Maschine. Deshalb setzt ich meine Ausbildung fort.

September 2020

Der Präsenzunterricht war in einem 2 Wochen Block geplant und so mietete ich mich in einer Unterkunft in der Nähe vom Stuttgarter Flughafen ein, damit ich kurze Wege habe. Erstmals lernte ich auch andere Flugschüler direkt kennen. Alle 8-10 Jahre jünger als ich. Nach kurzer Eingewöhnung kamen wir alle doch recht schnell ins Gespräch und so konnten wir uns untereinander helfen mit den jeweiligen Problemen die die Ausbildung so mitbrachte.

Jeden Tag fand ein anderes Thema statt. Wenn es mal ein großes komplexes Thema wie „General Navigation“ war, sind es auch mal 2 Tage gewesen. Die Lehrer waren alles sehr kompetente Menschen mit denen ich mich gut verstand und die gut auf die Fragen der Schüler eingegangen sind.

Sie kamen aus allen Bereichen, sei es Industrie, General Aviation oder von einer Airline.

Nun hatte ich die Theorie gelernt und den Präsenzunterricht hinter mir. Nun ging es ans lernen speziell für die Theorieprüfungen beim LBA.

Dafür lies ich mir sehr viel Zeit, denn die zukünftigen Arbeitgeber schauen nicht nur auf die Ergebnisse, sondern auch, wie oft man durchgefallen ist und wiederholen musste.

Dafür nutze ich einen Fragenkatalog eines kommerziellen Anbieters der mir auch von der Flugschule empfohlen wurde. Mit diesem Fragenkatalog den es als App fürs Handy gab konnte ich egal wo ich war Fragen klicken. Das tolle war, die App hatte für jede Frage eine Erklärungsseite sowie eine Kommentar Seite. Hatte man eine Frage nicht verstanden, konnte man in die Erklärung schauen bzw. spätestens die anderen Flugschüler Weltweit beantworteten etwaige schwierige Fragen. Diese App mit Ihren Erklärungen war meiner Ansicht besser als der CAT Lehrgang von Boeing.

TIPP: lernt von Anfang an auf Englisch und macht auch die Prüfung auf Englisch. Man tut sich später viel leichter in der Luftfahrbranche. Auch die Fragen sind eindeutiger gestellt ( Es gibt Fangfragen)

2021

Das Jahr bestand aus Lernen und Vorbereiten für die Prüfungen. Ich hatte mittlerweile mitbekommen, dass die Prüfungen nicht an einem Stück abzulegen sind wie früher, so überlegte ich mir die Sitzungen auf dreimal aufzuteilen und konnte so selektiver lernen.

Da Stand ich nun vor dem großen LBA Gebäude in Braunschweig und zugegebenen Maßen ziemlich aufgeregt.

Es waren alle möglichen Schüler da, ATPL,CPL,IR… . Jeder hatte sich in eine Ecke gesetzt und ging für sich nochmal das ein oder andere durch. Es war eigentlich ziemlich lustig mit an zusehen weil ich mich so sehr an meine Schulzeit zurück versetzt fühlte, als damals eine große Klausur anstand.

Wir wurden in einen großen Raum geführt der um die 30 Computer an Einzeltischen beinhaltete.

Jedem wurde ein Platz zugeteilt und es gab eine Einweisung über den Ablauf.

Danach startet man das Testprogramm und es wurden zufällig Fragen aus dem Fragenkatalog des LBA vom Computer zusammengestellt. Dann eine kurze Pause, indem die Aufsicht jedem Prüfling die für manche Fragen benötigten Unterlagen ausdruckte und an den Tisch brachte. Dann ging es los.

Alle 3 Sitzungen liefen ähnlich ab und jedes Thema hatte seine eigene Zeitbegrenzung. Die Zeit waren meiner Ansicht nach völlig ausreichend, nur beim Thema „Flightplanning“ muss ich sagen, ist es knapp geworden. Danach geht man unwissend nach Hause, denn die Ergebnisse werden erst eine Woche Später per Post geliefert. Diese Zeit zwischen Prüfung und Ergebnis ist nochmal ziemlich Nervenaufreibend.

Insgesamt bin sehr gut durch die Theorieprüfungen gekommen und fast alle Fächer im oberen 90%-100% Bereich bestanden. Lediglich “Performance“ mit Performance, tat ich mich etwas schwer, konnte aber trotzdem 88% erreichen.

Somit war die Grundlagentheorie abgehackt und ich konnte weiter mit der Praktischen Flugausbildung weitermachen. Es sei dazu gesagt, dass ich in der Zwischenzeit auch immer wieder solo durch die Gegend geflogen bin, um gewisse Minimum-Flugzeiten für Ausbildung zu erreichen. Das so genannte „Hour Building“.

2021-2022

Während dieser Zeit erwarb ich folgende Qualifikationen:

Nachtflug-Ausbildung (Zitat Fluglehrer:“ Wenn du bei Nacht eine Notlandung machen musst, und dir im Landelicht nicht gefällt was du siehst, dann schalt es einfach aus“)

Advanced UPRT (Upset Prevention and Recovery Training)

Da ich meine Ausbildung Modular machte und zu der Zeit kein UPRT bei Aero Beta angeboten wurde, konnte ich diese Ausbildung in Dinslaken auf einer EXTRA 200 machen. Es war sehr interessant mal einen Looping mit 7G zu ziehen und die Effekte auf dem Körper zu spüren.

IR Ausbildung

Die IR Ausbildung wurde teils im Flugzeug und zum Teil im Hauseigenen Simulator durchgeführt. Diese Ausbildung habe ich hauptsächlich in Herzogenaurrach gemacht, dort ist eine Außenstelle der Aero-Beta. Das nutzen des Simulators war vor allem finanziell ein großer Vorteil, da der Simulator nur ein Drittel eines echten Fluges kostet.

CPL Ausbildung.

Auch die CPL Ausbildung habe ich hauptsächlich in Herzogenaurrach gemacht. Wir sind verschieden Flughäfen und Plätze angeflogen (sogar bis runter nach Salzburg).

MEP. MEP-IR Ausbildung

Die Ausbildung fand hauptsächlich am Stuttgarter Flughafen statt. Allgemein lohnt es sich die Ausbildung an einem kontrollierten Platz durchzuführen, um die Angst einer Kontrollzone zu verlieren.

So wurden immer wieder die Notzustände mit einer 2-Mot geübt. Anflüge mit nur einem Motor. Durchstarten mit nur einem Motor, Ausfall eines Motors während dem Start usw. Gerade mit einer 2-Motorigen Kolbenmaschine ist es doch beängstigen, wenn man bei einem Motorausfall nur noch 100 Fuß pro Minute Steigrate hat und das in niedriger Höhe.

Oktober 2022

Nun hatte ich die Lizenz CPL(A) mit ATPL Theorie Kredit mit MEP-IR. Quasi die Grundvoraussetzung die man braucht um ins Airline Geschäft einzusteigen.

Als nächstes Stand eine weitere Qualifikation an. Das sogenannte MCC( Multi Crew Coorporation) sowie der Jet Orientation Course. Diese werden von Airlines vorausgesetzt, wenn man in z.b. einem Multicrew Jet fliegen möchte.

So ging ich im Dezember nach Berlin um dort eben jene Qualifikation zu erwerben. Vorort war ich nur mit einem weiter Flugschüler in der Ausbildung. Wir lernten alles rund um Jets und die Besonderheiten, sowie wie in einem 2-Mann Cockpit Prozesse ablaufen. Das war sehr interessant und definitiv eine meiner Lieblingsausbildungen. Vor allem fand die Ausbildung in einem 737 NG Simulator in den Räumen von Lufthansa Training Aviation statt. Endlich in einem großen Cockpit sitzen. Diese Ausbildung hatte nochmal 2 Wochen am Stück gedauert.

14 Januar 2023

Nun war Ich komplett fertig und auch Corona war kein großes Thema mehr. Meine Wette ging auf, Airlines suchen händeringend nach neuen Piloten.

Was dann geschah… Ein unerwartetes Wiedersehen – wie klein die Fliegerwelt ist!

Ich bewarb mich bei einer renommierten europäischen Airline, die Ich für mich als Ideal bewertete und wurde auch gleich im März zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Vorstellungsgespräch dauerte den ganzen Tag und bestand aus einem Simulator Assessment bei dem man mit einem anderen Bewerber ein Problem lösen sollte. Einem Interview mit der Personalabteilung sowie einem Technischen Interview bei dem das ATPL und Luftfahrtwissen abgefragt wurde. Die Gespräche waren sehr nett und die Einsteller gaben sich große Mühe, dass man sich wohl fühlte. Eine Woche darauf bekam ich einen Anruf. Ich hatte eine Anstellung als First Officer auf einer Boeing 737. Ich konnte es kaum fassen.

Mai 2023

Typrating 737.

Nun durchlief ich die Groundschool und Simulator Ausbildung für das Typrating auf der 737. Das ganze dauerte ungefähr 3 Monate und endet mit einer Prüfung in einem Full-Flight Simulator. Danach kam das Landetraining. Man macht Platzrunden mit einer 737. Das war genial. Mit 4 weiteren Schülern fliegt man 7 mal im Kreis und macht Touch and Go´s dann wird im Flug gewechselt und der Nächste ist an der Reihe. Das Gefühl zum ersten mal einen großen Passagierjet zu fliegen ist unbeschreiblich und werde das bestimmt niemals vergessen.

Und schon hatte ich alle Voraussetzungen für den Eintrag des Typratings. Das ganze wird ganz normal wie schon bei anderen Ausbildungen wir CPL einfach und unkompliziert beim LBA beantragt in dem man den Papierkram hinschickt. 2 Wochen später war die Lizenz mit dem Typrating im Briefkasten. Mein Linetraining konnte endlich beginnen.

September 2023

Meine Linetraining Base war im schönen Baden Württemberg  und mein Erster Flug mit Passagieren stand an. Es sollten 3 Personen im Cockpit sein. Der Kapitän, Ich als First Officer und ein Safetypilot. Der Safetypilot ist ein normaler First Officer, der einem während der ersten Sektoren mit über die Schulter schaut und einem hilft die ganzen extra Aufgaben zu bewältigen. Im Zweifel kann er auch den Sitz übernehmen falls der Trainee, in dem Fall Ich, nicht mehr in der Lage ist das Flugzeug sicher zu führen.

So lernte ich meinen Linetraining-Captain kennen und schaute nicht schlecht, als mir das Gesicht sehr bekannt vorkam. Es war mein „Operations“ Theorie-Lehrer von der Aero-Beta. Was für ein toller Zufall. Die Cockpit Atmosphäre war sehr entspannt und für die nächsten Sektoren im Line Training mit einem alten bekannten wurde perfekt auf die Alltäglichen Dinge vorbereitet.

Im Dezember 2023 hatte ich dann auch meinen Line-Check und bin jetzt First Officer auf einer Boeing 737 und fliege täglich bis zu 197 Passagiere durch Europa.

Die Reise war nicht immer leicht und gerade finanziell oder die Masse an zulernenden Stoff kann abschreckend wirken. Aber jeder der die Chance hat, sollte sie ergreifen, und einen der schönsten Jobs der Welt ergattern.

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